Ehe ohne Sex –  wie geht das denn?

Es ist kein Problem, in einer Ehe ohne Sex zu leben. Sicher kennt jeder ein Paar, von dem er glaubt: „Bei denen läuft bestimmt nichts mehr.“ Erst wenn es uns selbst betrifft, wird es schwierig. Leider ist dieses Thema ein Tabu. Wir wollen glücklich, jung und geliebt sein. Nur allzu oft verwechseln wir Liebe mit Sex. Doch was tun? Gespräche würden helfen. Die Angst, den Partner oder die Partnerin zu verletzen oder gar zu verlieren, sitzt tief. Der Hals ist dann wie zugeschnürt. Manchmal gelingt es uns, den Geliebten anzusprechen, doch unser Gegenüber mauert; lässt sich nicht auf ein Gespräch ein. So war es in meiner Ehe und ich habe sehr darunter gelitten. Mit niemandem konnte ich darüber reden. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich wenigstens mit meiner Freundin gesprochen habe. Danach habe ich Frauen und Männer gesucht, denen es ähnlich geht. In meinen Gesprächen mit Betroffenen und Nicht-Betroffenen habe ich festgestellt: Wir reden vielleicht mal mit der besten Freundin über unseren Beziehungssex, aber wir berichten nichts Negatives. Wir bewahren die Intimsphäre des Partners, mit dem wir zusammen sind und das ist etwas sehr Gutes!

Warum ein Arbeitsbuch zum Thema: Ehe ohne Sex?

Mein Arbeitsbuch dient als Werkzeug, mit dem sich jeder selbst darüber klar werden kann: Wo stehe ich in meiner Beziehung? Was sind meine Bedürfnisse? Und was macht mir überhaupt Lust? Wir können meist sehr gut benennen, was wir NICHT wollen. Wenn wir in einer Beziehung sind, ist der Sex plötzlich Routine. Unlust – davor haben wir alle Angst. Doch genau das kann die Lösung sein. Warum soll die Lust unser Sexleben bestimmen? Wie viele Chancen geben wir der Lust, sich beim zärtlich-intimen Spiel, zu entwickeln? Wenn wir uns vertrauen und wenn wir wissen, wo wir noch experimentieren können, gewinnt unser Beziehungssex an Qualität. Eine ganz wichtige Frage in dem Buch: Was wäre für uns eine sexuelle Weiterbildung? Und in wieweit sind wir bereit, dafür Geld einzuplanen?

Kinder, Arbeit und der Alltag fordern ihren Tribut! Es ist mit den Jahren einfach „normal“, dass wir nicht mehr immer übereinander herfallen. So lange es für beide kein Problem und Kommunikation möglich ist, ist auch die Beziehung nicht gefährdet. Weil ich keine Therapeutin bin, haben mich auch viele Paare angesprochen, die schon 25 oder sogar 30 Jahre zusammen sind. Sie erzählten mir, dass es durchaus möglich ist, den Sex zu bewahren. Es stellte sich heraus, dass diese Paare ein Ritual daraus machen. Wir belächeln den Satz: „…immer sonntags, nach dem Tatort“. Wer sagt eigentlich, dass das schlecht ist? Ich glaube viele wären froh, wenn sie von einer Regelmäßigkeit im Bett sprechen könnten.

Wann übernehme ich die Verantwortung für meinen Sex?

Für diejenigen bei denen der Partner mauert, also sowohl die sexuelle, wie auch die verbale Kommunikation ablehnt, gibt es drei Möglichkeiten:

Sie resignieren

Das kennen wir von vielen älteren Paaren, die nicht so viele Wahlmöglichkeiten hatten, wie wir heute. Man verharrt und gibt sich leidend seinem Schicksal hin.

Sie ziehen die Konsequenz

Das kann Vieles sein. Entweder sie betrügen ihren Partner oder sie trennen sich. Oder sie befriedigen sich selbst und belassen es dabei. Manche versuchen, eine Therapie zu machen. Es ist auch möglich, eine offene Beziehung zu führen.

Sie akzeptieren

Das bedeutet anzunehmen, was wirklich ist. Das Kämpfen einzustellen und vor allem aufzuhören, sich selbst zu bemitleiden. Und sich dann auf sich selbst zu besinnen. Sich in Selbstliebe und in bedingungsloser Liebe zu schulen. Verstehen, dass Sexualität jedem Menschen selbst gehört und nicht von einem Partner abhängig ist. Es geht nicht darum, eine Lücke zu schließen, sondern wir selbst haben alles in uns. Akzeptanz ist die schwierigste und langwierigste Übung. Manchmal gehen Konsequenz und Akzeptanz Hand in Hand. Das ist die wohl beste Möglichkeit, die eigene Sexualität zu heilen.

 

Seinen Sex heilen mit einem Buch?

Am liebsten wäre es mir, wenn jeder seine eigene kleine Kladde anlegen würde. Oder Paare dies gemeinsam tun. Im Buch ist zwar genug Platz zum Hineinschreiben vorgesehen, doch für manches braucht es mehr Raum. Es gab auch schon Leute, die Fragen einfach auslassen mussten, weil es sie zu sehr aufwühlte. Wir leben zwar in einer sehr aufgeklärten Welt, doch verdrängen wir meist die eigene Geschichte. Auch ich musste mich ernsthaft mit meinen Ahnen auseinandersetzen. Meine Urgroßmutter war früh Witwe, auch die folgenden Generationen haben ihre Partner früh verloren. Sie blieben allein.

 

Meine zweite Urgroßmutter wurde mit 19 Jahren vom elterlichen Hof geworfen, weil sie ein uneheliches Kind erwartete. Ich bemerkte erst, dass diese Angst, „ungewollt schwanger zu werden“ auch in mir steckte, als ich begann, unserer Tochter die Miniröcke runter zu ziehen. Bei diesem Teil meiner Familie war es verpönt, Bein oder Busen zeigen. Nur nicht auffallen, damit keine Versuchung entsteht. Es kostet Kraft, so etwas wahrzunehmen und als Teil von sich selbst zu akzeptieren. Durch das Annehmen kann es sich wandeln. Wie wurde in der Familie über Sexualität gesprochen? Welches Männerbild, welches Frauenbild habe ich mit auf den Weg bekommen? Heilung ist ein langer Weg des „sich-selbst-Bewusstmachens“. Unser Verstand ist Meister darin, alles zu relativieren.

Liebe sollte frei sein

Das Frauenwahlrecht wurde 2018 in Deutschland erst 100 Jahre alt, doch wir haben immer noch nicht begriffen, mit unserer Freiheit umzugehen. Auch die Entwicklung der Pille hat uns nicht wirklich freier gemacht. Einen Lesepreis werde ich mit meinen Büchern nicht gewinnen, denn die Scham ist groß. Meine Bücher werden online bestellt. Sogar einige meiner Bekannten liken meine Facebook-Fanseite nicht, aus Angst es wäre ein Outing. Auch ich habe sehr lange ausgehalten und Tatsachen verleugnet. Weil ich dachte: Ich bin eben zu geil für diese Welt! Doch das war Blödsinn. Als ich 10 Jahre in meiner Ehe ohne Sex durchgehalten hatte, stand ich vor der Entscheidung: Entweder du unternimmst etwas oder du wirst krank. Ich musste meine anerzogenen Grundsätze zum Thema Treue in Frage stellen. Ich habe akzeptiert, dass die Libido meines geliebten Ehemannes eben nicht so ist, wie die meine. Und er musste akzeptieren, dass ich eine Frau bin, die sich nun wieder selbst lieben kann. Er hat mich freigelassen. Freie Liebe, das wünsche ich allen in einer Beziehung. Je weniger bedürftig wir sind, desto mehr sind wir in uns geheilt oder – besser gesagt – eins mit uns. Die eigene Wahlmöglichkeit und die Fähigkeit, dem Partner seine Freiheit zu lassen, sind erst der Beginn von wahrer, bedingungsloser Liebe. Dann gibt es keinen guten oder schlechten Sex mehr, dann ist es auch unwichtig, ob wir fünf Mal in der Woche oder fünf Mal im Jahr Sex haben. Und wenn meine Bücher dazu beitragen können, dass die Liebe frei ist, dann hat sich meine jahrelange Mission schon jetzt erfüllt.

Deine Mina Urban

 

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